Freitag, 15. Juni 2007

Fluch der Karibik 3 - Filmkritik

Endlich gesehen: Teil 3 der erfolgreichen Piratensaga um Captain Jack Sparrow. Aber kann der Blockbuster überzeugen? Das weiß Marius Joa.

Pirates Of The Caribbean – Am Ende der Welt (offizieller deutscher Titel)
(Pirates Of The Caribbean – At
World’s End)
Kinostart: 24. Mai 2007.
Abenteuerfilm/Actionkomödie USA 2007. Regie: Gore Verbinski. 169 Minuten. FSK ab 12.
Mit Johnny Depp, Geoffrey Rush, Orlando Bloom, Keira Knightley, Bill Nighy, Stellan Skarsgård, Chow-Yun Fat, Jack Davenport, Tom Hollander, Jonathan Pryce, Kevin R. McNally, Lee Arenberg, MacKenzie Crook, Naomie Harris, Martin Klebba, David Schofield, Keith Richards u.v.a.


Kurze Randnotiz am Anfang: die deutsche Titelgebung ist nicht wirklich konsequent. Wurde beim ersten Teil der Originaltitel Pirates Of The Caribbean – The Curse Of The Black Pearl mit Fluch der Karibik und beim zweiten Teil (Pirates Of The Caribbean – Dead Man’s Chest) mit Pirates Of The Caribbean – Fluch der Karibik 2 übersetzt, so trägt der dritte Film den ebenfalls langen und zweisprachigen Titel Pirates Of The Caribbean – Am Ende der Welt. Der Titel Fluch der Karibik 3 wäre sicherlich die einfachste Variante gewesen. Aber Schwamm drüber.

Im turbulenten dritten Akt von Film zwei hatte sich Einiges ereignet. Nach einem schön anzusehenden aber eigentlich sinnfreien Dreierkampf auf einem großen Wasserrad hat sich der heruntergekommene Norrington (Jack Davenport) das Herz von Davy Jones (Bill Nighy) gekrallt und Lord Cutler Beckett (Tom Hollander) gegeben. Dieser hat dadurch die Kontrolle über den untoten Captain der Flying Dutchman, dem Schiff voller verfluchter Seelen, die zu Meerestieren mutieren. Am Ende opferte Elizabeth Swann (Keira Knightley) die Black Pearl und ihren Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) dem von Davy Jones beschwörten Kraken, um sich selbst und die Kameraden zu retten. Karibik-Hexe Tia Dalma (Naomie Harris) hat einen Weg erwähnt, Jack aus dem Reich der Toten zurück zu holen: eine gefährliche Reise zum titelgebenden Ende der Welt. Soviel zu dem, was uns Teil 2 mitgegeben hat.

Bösewicht Cutler Beckett

Den unverbesserlichen Captain Jack Sparrow wieder zu erwecken, ist auch dringend nötig. Denn der machtgierige Superbösewicht Cutler Beckett will durch eine Armada und die Flying Dutchman die Weltmeere von allen Piraten säubern. Eine Versammlung der Bruderschaft der Piraten, aus den neun Piratenfürsten der Erde zusammensetzt, soll Gegenmaßnahmen ergreifen. Auch Jack ist einer der Fürsten und da er vor seinem Tod keinen Nachfolger bestimmt hat, muss er wieder unter die Lebenden. Die erste Hürde, die Will Turner (Orlando Bloom), Elisabeth und der von den Toten auferstandene Captain Barbossa (Geoffrey Rush) nehmen müssen, ist der chinesische Pirat Sao Feng (Chow-Yun Fat). Als dessen Versteck in Singapur von Cutler Becketts Truppen angegriffen wird, sehen die eigentlich verfeindeten Piraten sich gezwungen, sich fürs erste zu verbünden. Die Reise zum Ende der Welt gestaltet sich voller Gefahren, kann jedoch erfolgreich gestaltet werden. Nach der Wiederbelebung Jacks bricht allerdings ein undurchdringliches Netz von Verraten und Verraten werden aus, bei der jeder sein eigenes Ding zu drehen scheint, inklusive eines möglichen Deals mit Cutler Beckett. Wer wird sich am Ende für welche Seite entscheiden?

Die Inhaltsangabe zeigt es deutlich. Die Story von Pirates Of The Caribbean – Am Ende der Welt ist alles andere als einfach. Sie wird zwar linear erzählt, aber die gefühlten 35 Seitenwechsel einiger Charaktere vermögen den Zuschauer zu verwirren. Das ist auch einer der Kritikpunkte am dritten Piratenstreich. Er ist zu lang, ein wenig zu überladen und gelegentlich alles andere als übersichtlich. Von den knapp 170 Minuten hätte man sicher etwa 20 rauskürzen können, das Meiste bei den merkwürdigen Szenen, in denen Captain Jack Sparrow Erscheinungen seiner anderen Ichs hat. Dafür wird nur so beiläufig mal angeschnitten, wie Captain Barbossa von den Toten auferweckt wurde. Die Dramaturgie wird auch dadurch überladen, weil so gut wie jede Figur aus den beiden Vorgängern ihre kleine oder große Geschichte hat, was natürlich Zeit kostet.

Dreht sein eigenes Ding: Will Turner

Eine Kenntnis der beiden anderen Filme ist unerlässlich, denn die für die Story relevanten Ereignisse aus Teil 1 und 2 werden als bekannt vorausgesetzt. Am Ende der Welt beschränkt sich allerdings nicht wie der zweite Teil darauf, die Gags und pointierten Dialoge aus dem ersten Teil zu wiederholen. Diese werden konsequent weitergeführt. Die Gagdichte ist diesmal angesichts der langwierigen Story nicht so hoch. Einige Brüller sind aber auf jeden Fall dabei, wie z.B. die wohl unkonventionellste Trauung der Filmgeschichte. Mehr aber sei hier nicht verraten. Neben einem unübertroffenen Johnny Depp als Captain Jack Sparrow sorgen natürlich auch wieder die Nebendarsteller wie MacKenzie Crook (Ragetti) oder Lee Arenberg (Pintel) für Lacher. Die zwei geschwätzigen Marinesoldaten Mullroy und Murtogg sind nach ihrer Abwesenheit in Fluch der Karibik 2 übrigens auch wieder dabei.

Erfreulich ist die Entwicklung von Will Turner, dessen eindimensionaler Charakter sich zum Positiven entwickelt hat. Der ehemalige Waffenschmied ist zu einem echten Piraten geworden, der nach seinen eigenen Idealen handelt, was der Story interessante Wendungen gibt.

Wenn man sich die üppig ausgestatteten Sets und Kostüme sowie die wirklich sehr gelungenen visuellen Effekte ansieht, kann man sich in etwa vorstellen, wo die angeblichen 300 Millionen Dollar Budget geblieben sind. Die Macher und Darsteller haben sich noch einmal richtig ins Zeug gelegt, um ein wirklich großes Finale zu bieten. Das ist auch gelungen. Die verlängerten Dreharbeiten und das Feilen an den Effekten bis zur letztmöglichen Frist haben sich gelohnt. Auch die Filmmusik, die wieder der deutsche Starkomponist Hans Zimmer übernommen hat, kann überzeugen. Im Vergleich zum Vorgänger variiert der gewohnt bombastisch-ironische Score mehr. Das charakteristische Titelthema des Films wird übrigens erst gespielt, als Captain Jack Sparrow zurückkehrt.

Wer mit der richtigen Erwartungshaltung in diesen Film geht, bekommt, was er sich wünscht: aufwendiges, humorvolles Unterhaltungskino mit gut aufgelegten Darstellern. Nach dem leicht schwächeren Pirates Of The Caribbean – Fluch der Karibik 2 ist Pirates Of The Caribbean – Am Ende der Welt ein würdiger Abschluss einer unterhaltsamen und höchst erfolgreichen Trilogie, der einen bisher nicht geplanten vierten Teil nicht nötig macht.

Fazit: Gelungenes Finale der unterhaltsamen Piraten-Trilogie mit den gängigen Zutaten, insgesamt allerdings zu lang geraten und nicht immer logisch durchdacht. 7 von 10 Punkten.

Bilder: (c) Walt Disney Pictures.